Hochzeitsfotograf Preise Beitrag 6 Header

Sinn und Zweck jedes Unternehmens ist Gewinnerziehung – das ist ein normaler, unbestrittener wirtschaftlicher Grundsatz. Es ist also ganz normal, dass ein Fotograf am Ende seiner Arbeit einen Gewinn erziehen möchte von dem er zumindest sein Leben bestreiten kann. Schauen wir erst mal an, wie man dabei rechnen kann:

Angenommen, der Fotograf bietet eine 8-Stündige Reportage für 2.000 Euro. Dies ist ein rein statistisch überdurchschnittlicher Satz (wobei es Deutschland viele Fotografen gibt, die drüber liegen und gut gebucht sind).

Der Betrag könnte einem auf den ersten Blick sehr hoch vorkommen – schnell dividiert man es durch acht und bekommt einen stolzen „Stundensatz“ von 250 Euro. Manchem Steuerberater oder Anwalt würde ein solcher Stundensatz wahrscheinlich nicht astronomisch vorkommen (wobei sich empören dürfen auch diese Herrschaften – schließlich, um an eine Zulassung zu gelangen, mussten sie ja viele Jahre studieren und fotografieren kann ja angeblich doch jeder, der sich eine Kamera kauft!). Im Vergleich mit einem durchschnittlichen Nettostundensatz eines Angestellten mag der Betrag tatsächlich astronomisch vorkommen.

Schauen wir uns dieses Beispiel aber genauer an:

Zunächst wäre es, natürlich, falsch zu glauben, dass der Fotograf, der eine 8-stündige Reportage anbietet, dafür nur 8 Stunden arbeitet! In dieser Preisklasse würde ich davon ausgehen, dass das Brautpaar mehrere hunderte bearbeitete Bilder erhält. Der Aufwand, mit dem unterschiedliche Fotografen für die Bearbeitung rechnen ist unterschiedlich, doch meist liegt es zeitlich höher, als die Fotografie selbst. Möchte man wirklich hochwertige Bilder an die Brautpaare liefern, ist dieser Aufwand absolut notwendig. (In den analogen Zeiten noch vor Photoshop war es, übrigens genauso – die meisten guten Fotografen haben ihre Bilder selber entwickelt, denn es ist durchaus ein Teil des kreativen Bildentstehungsprozesses.) Darüber hinaus führt ein Fotograf noch in der Regel ein umfangreiches Kennenlern- und Beratungsgespräch mit dem Brautpaar. Ob die Kommunikation persönlich oder fernmündlich stattfindet, ist in diesem Kontext nicht relevant – es beansprucht Zeit.

So kommen wir auf die realistische Arbeitszeit von etwa 25-35 Stunden, die der Fotograf durchschnittlich unmittelbar für die Ausführung dieses 8-stündigen Auftrages benötigt und erhalten einen für viele Selbstständige in den Kreativen Berufen üblichen, und viel bescheideneren Stundensatz von 60-80 Euro, wobei die Zeit für die Weiterbildung, Buchhaltung, Wartung etc. hier noch nicht angerechnet ist.

Doch auch diesen Betrag steckt der Fotograf nicht einfach so in die Tasche!

Zuerst muss man davon Steuern bezahlen, und sie sind in Deutschland nicht gerade gering. Allein 19% macht die Mehrwertsteuer, die in dem Angebot bereits enthalten ist (bei den gewerblichen Stundensätzen und Angeboten ist es üblich, dass diese netto kalkuliert werden und erst bei der Rechnungsstellung die Mehrwertsteuer draufgeschlagen wird. Das ist bei den Angeboten an die Endverbraucher verboten!). Weitere Steuern wie die Einkommenssteuer, Solidaritätszuschlag etc. hängen natürlich von dem Gesamtgewinn des Fotografen ab und ich bin kein Steuerberater um es an dieser Stelle genauer auszuführen, aber für alle Steuern und Abgaben zusammen könnte man vom Bruttosteuersatz im Schnitt etwa 40% – 50%, also grob die Hälfte (!) abziehen.  Wir sind also jetzt (wieder sehr grob gerechnet) schon bei 30-50 Euro/Stunde.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass die Fotografen (und deren Kunden), die schwarz arbeiten, besser dastehen und unter Umständen günstiger anbieten können. Auch wenn wir die moralischen Bedenken dieser Arbeitsweise bei Seite legen, kann wohl kaum ein Profifotograf darauf ein Geschäftsmodell aufbauen – das Risiko ist einfach sehr hoch und die Strafen empfindlich. Wer also ein solches Angebot unterbreitet dürfte entweder ein Anfänger sein oder ein Fotograf, der andersrum seine Qualität anscheinend nicht verkaufen kann.

Das gleiche gilt für die Geringverdiener. In diesem Fall darf man sich von der Mehrwertsteuerpflicht nach §19 UStG befreien lassen und in der gleichen Situation entsprechend 19% weniger berechnen, als ein anderer Fotograf ohne dieses Privileg. Der Gewinn für das Brautpaar ist in diesem Fall aber ebenfalls relativ, denn im Kehrschluss bedeutet es, dass derjenige Fotograf entweder ein Anfänger ist, die Fotografie nur nebenbei betreibt oder einfach zu wenige Aufträge (warum wohl?) hat.

Noch fehlen aber immer noch ein paar Parameter in der Rechnung!

Alleine die Fotoausstattung eines guten Hochzeitsfotografen (mindestens zwei Kamerabodys der Profiklasse, mehrere Objektive, Blitze und diverses Zubehör) liegt selbst bei den Fotografen, die mit dem Minimum an Technik arbeiten liegt meist schon im fünfstelligen Bereich! Dazu kommt noch ein Arbeitsplatz mit einem schnellen Rechner und Software. All das sind dazu noch keine einmaligen Investitionen, sondern müssen noch alle paar Jahre erneuert werden. Und am besten noch versichert.

Auch wenn ich von einigen guten Fotografen die Behauptung gehört habe, dass Sie keinen Cent in die Werbung investieren, sind sie dabei nicht ganz ehrlich. Denn selbst wer keine Anzeigen und Werbebanner schaltet und an keiner Hochzeitsmesse teilnimmt, muss ja seine Leistung irgendwie bekannt machen und an seine Kunden bringen und man kann diesen Aufwand durchaus beziffern. Wer „keinen Cent“ für das oben genannte bezahlt, muss trotzdem Zeit und oder Geld in seine Webpräsenz, Blogs und soziale Netzwerke oder andere PR-Formen investieren.

Dazu noch, wer immer besser werden will, investiert viel in die eigene Weiterbildung, sei es durch die Seminare und Workshops, experimentellen Fotoshootings und Testen neuer Ausstattung, Einarbeitung in die Software etc.

Diese ganzen oben genannten Ausgaben müssen wir noch von dem Nettostundensatz von 30-50 Euro noch abziehen! (Zur Erinnerung – angefangen haben wir mit 2.000€ für acht Stunden Hochzeitsreportage!). Dabei muss man wissen, dass kein Hochzeitsfotograf wirklich das ganze Jahr lang zu 100% ausgelastet sein kann, selbst wenn er neben der Hochzeitsfotografie noch andere Fotoarbeiten anbietet – man kann also nicht einfach diesen Stundensatz mal achtmal Anzahl Arbeitstage im Jahr hochrechnen um an ein hübsches Sümmchen zu kommen. Außerdem möchte auch noch jeder Fotograf mal krank sein oder in den Urlaub fahren dürfen! Und dabei habe ich immer noch nicht mal alle Ausgaben und Aufwendungen aufgezählt!

Dabei ist der Beruf eines Hochzeitsfotografen, auch wenn es so romantisch klingt, mit außergewöhnlicher Belastung, Verantwortungsdruck und meist Wochenendarbeit verbunden.

Viele Fotografen sind keine guten Kaufleute. Sie bemühen sich nicht mit den komplizierten Berechnungen und nennen einfach die Preise, die denen passabel erscheinen. Wir haben bereits oben ausgerechnet, dass selbst ein überdurchschnittlich teurer Hochzeitsfotograf am Ende Gewinne erzielt mit und von denen alleine man gerade noch leben kann.

Daraus, wird, glaube ich, ziemlich deutlich, warum an dem Preis von 990 Euro (oder gar weniger) für eine komplette Tagesreportage was faul sein MUSS. Notwendige hochwertige Ausstattung, Aufwand bei der Aufbereitung und Bearbeitung, Eigene Weiterbildung und letztendlich Steuern – das alles zusammen kann nach einer einfachen betriebswirtschaftlichen Rechnung nicht drin sein, an irgendwas muss man einfach sparen – sonst kann man damit auf Dauer nicht langfristig leben.

Warum gibt es solche Billigangebote dennoch?

Es gibt durchaus Fälle, warum man unter dem Marktwert arbeiten würde. Im besten Fall möchte ein Anfänger sein Portfolio erweitern. Es ist klar, dass keiner den vollen Preis bezahlen würde, wenn der Fotograf nur insgesamt drei Hochzeiten in seinem Portfolio vorweisen kann. Das Brautpaar wird dann sozusagen zum Übungskaninchen. Im besten Fall bekommen Sie einen talentierten Anfänger, seine Kamera wird nicht kaputt gehen (Ersatzkamera wird es nicht geben) und er wird nach der Hochzeit noch zwei Wochen an der Bearbeitung Ihrer Bilder sitzen. Im besten Fall. Wir wünschen uns alle so einen Glücksfall, aber es ist wie mit dem Sechser im Lotto, nur dass Sie nicht nächste Woche wieder spielen können.

Im zweiten Fall bekommen Sie ein solches Angebot weil an allem ein bisschen gespart wurde: der größte Punkt ist der Aufwand für die Bearbeitung (mit dem Argument: „Sie wollen doch natürliche Bilder, nicht wahr?“), an der Ausstattung kann man auch sparen. Den Bildern sieht man es, natürlich, mit bloßem Auge an. Ein solcher Fotograf kann einfach nicht mehr verlangen, weil anscheinen niemand bereit wäre für solche Bilder mehr zu investieren. Aber es gibt auch Brautpaare mit ganz bescheidenden Ansprüchen oder diejenigen, die keine besseren Beispiele gesehen haben.

Im dritten Fall kann ein vermeintlich günstiges Angebot sich als Kostenfalle entpuppen so dass z. B. für jedes bearbeitete Bild digitale Daten oder andere Leistungen (dessen Notwendigkeit einem Laien oft erst in nachhinein klar wird) deutliche Mehrkosten mit sich ziehen.

Es gibt einen verbreiteten Irrglauben über die wirtschaftliche Kalkulation, dass es quasi eine Formel liefert, wie viel man von seinen Kunden verlangen soll. In der Tat, zeigt eine solche Kalkulation lediglich den geringsten Betrag, den es wirtschaftlich zu kalkulieren lohnt und unter dessen Verlustzone liegt. Keiner hat jedoch gesagt, dass man für seine Arbeit nur so viel verlangen darf, dass es gerade noch zum Leben reichen soll!

Solange man die Leistung eines Hochzeitsfotografen als reines Handwerk sieht, ist sie, natürlich, mit der Leistung anderer gleichwertiger Handwerker im Preis vergleichbar.

Aber zumindest im obersten Preissegment ist es nicht mehr so einfach, denn die Fotografen unterscheiden sich hier deutlich durch Ihre individuellen Stile und Handschriften. Das bedeutet, dass ein Top-Fotograf, der sich nicht nur der Qualität, sondern auch der Originalität seines Stils und seiner Bilder bewusst ist, theoretisch für seine Bilder (ähnlich wie jeder andere Künstler) jeden Betrag verlangen könnte, solange es eine genügende Anzahl an Brautpaaren gibt, die diesen Stil schätzen und deshalb bereit zu buchen sind. In der Praxis hat aber natürlich das Marktumfeld schon seinen Einfluss – so können z. B. in den USA die Top-Fotografen deutlich mehr verlangen, als ihre deutschen Kollegen.

In jedem Fall macht es keinen Sinn sich darüber zu ärgern, dass die Hochzeitsfotografen so viel kosten. Niemand hat gesagt, dass man einen haben muss! Um verheiratet zu sein, reicht es sich beim Standesamt zu melden und das kann sich wirklich jeder leisten. ALLES andere, was man sich zur Hochzeit gönnt – das schöne Kleid, die Feier im Kreis seiner Freunde und Verwandten und und und – ist ein LUXUS, den man sich selber einmal im Leben wünscht. All dies, weil man es möchte und nicht muss!

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